Campione d'Italia – ein kleines Stück Italien, komplett umgeben von der Schweiz. Am Ostufer des Luganersees und nur 20 Kilometer von Lugano entfernt, ist diese Enklave eine geographische Rarität. Mit seiner malerischen Lage am Luganersee und dem Casino, welches direkt aus aus einem Spionage-Roman entsprungen sein könnte, ist dieses ungewöhnliche Reiseziel allemal einen Besuch wert.
Ein bisschen Schweiz, viel Italien – und jede Menge Geschichte.
Nur einen Steinwurf von der Schweizer Stadt Lugano entfernt und doch politisch zu Italien gehörend, ist Campione d’Italia eine Kuriosität. Obwohl hier italienische Gesetze gelten, findest du hier auch viele Schweizer Einflüsse. Das Telefonnetz ist schweizerisch, und die Währung? Hier sind sowohl Euro als auch Schweizer Franken im Umlauf – eine Seltenheit, die diesen Ort zu etwas ganz Besonderem macht.
Top Highlights von Campione d'Italia






Was macht Campione d'Italia so besonders?
Die Exklave, die es nicht anders wollte

Historisch gesehen reicht die Geschichte Campiones bis ins 8. Jh. zurück, als ein lombardischer Herrscher das Land einem Mailänder Kloster vermachte. Als die umliegenden Gebiete im 16. Jh. zur Schweiz kamen, entschieden sich die Bewohner von Campione bewusst dafür, italienisch zu bleiben. Ihre Identität, so schien es, war untrennbar mit Italien verbunden – auch wenn das bedeutete, eine Exklave zu werden.
Spionage, Geheimnisse und das Casino

Während des Ersten Weltkriegs, im Jahr 1917 eröffnete das Casinò di Campione, das nicht nur als glamouröser Ort des Glücksspiels diente, sondern auch als Spionagezentrum. Geheimagenten, Diplomaten und manchmal auch Politiker trafen sich hier, um zwischen Champagnergläsern und Pokerchips Informationen auszutauschen. Das Casino bot den perfekten Deckmantel für diskrete Begegnungen und verdeckte Operationen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde es noch spannender: Amerikanische Spione nutzten Campione d'Italia als Operationsbasis. Unter der neutralen Schweizer „Schutzhülle“ konnten sie von hier aus verdeckte Missionen in Italien planen, weit entfernt vom wachsamen Auge der faschistischen Regierung in Rom. Der besondere Status des Ortes war ein strategischer Vorteil, den die Alliierten geschickt nutzten. Man kann sich förmlich vorstellen, wie Agenten sich hier bei Nacht trafen, um wichtige Informationen auszutauschen und neue Operationen zu planen.
Ein Ort im Wandel

Doch das moderne Campione steht auch vor neuen Herausforderungen: Seit 2020 gehört es offiziell zum Zollgebiet der Europäischen Union, was Änderungen in der Steuer- und Zollpolitik bedeutet. Die Einflüsse der Schweiz bleiben stark, doch Italien holt langsam auf.
Warum Campione d'Italia einen Besuch wert ist

Reiseinfos
Praktische Tipps
Campione mag klein sein, doch es gibt ein paar Dinge, die Reisende wissen sollten:
- Reisedokumente: Nachdem man über Ländergrenzen reist, denk jedenfalls daran gültige Ausweispapiere mitzunehmen
- Post und Notdienste: Italienische Post und Polizei sind für die Sicherheit verantwortlich, während Feuerwehr und medizinische Notdienste von der Schweiz bereitgestellt werden.
- Telefonnetz: Das Telefonnetz ist schweizerisch – kein Problem, aber nützlich zu wissen!
Anreise
Nachdem Campione d'Italia vollständig vom Schweizer Kanton Tessin umgeben ist, reisen die meisten Besucher über die nahegelegene Schweizer Stadt Lugano an. Von dort aus stehen folgende Verkehrsmittel zur Verfügung:
Mit der Fähre
Es gibt direkte Fährverbindungen vom Hafen Lugano Centrale nach Campione. Die Überfahrt dauert rund 20 Minuten und kostet zwischen 2 und 3 CHF.
Mit dem Bus
Die Buslinie 439 verkehrt stündlich zwischen Lugano und Campione d'Italia und braucht etwa 18 Minuten für die Fahrt. Die Haltestelle in Lugano befindet sich an der Piazza Manzoni, und in Campione hält der Bus am Corso Italia. Die Fahrtkosten liegen zwischen 2 und 4 CHF.
Mit dem Auto
Der Weg führt naturgemäß über die Schweiz. Von Lugano aus erreicht man Campione d'Italia in etwa 15 Minuten. Bitte beachte, dass seit dem 1. Januar 2020 Campione d'Italia Teil des EU-Zollgebiets ist. Nimm auf jeden Fall den Reise- oder Personalausweis mit.

Nachtleben
Die kleine Enklave bietet ein überraschend vielfältiges Nachtleben.

Das Herzstück des abendlichen Vergnügens ist zweifellos das Casino. Dieses imposante Gebäude, das als eines der größten Casinos Europas gilt, zieht Besucher mit seiner Mischung aus klassischem Charme und modernem Flair an.
Wineout Enoteca
Für einen entspannten Abend empfiehlt sich die Wineout Enoteca, eine charmante Weinbar, die mit einer erlesenen Auswahl an Weinen und lokalen Spezialitäten lockt.
Zusätzlich gibt es in Campione d'Italia mehrere Restaurants und Bars, die sowohl regionale als auch internationale Küche servieren.
Geschichte
Römische Wurzeln
Die Ursprünge von Campione reichen bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. zurück, als die Römer die Garnisonsstadt Campilonum gründeten, um ihre nördlichen Gebiete vor den Helvetiern zu schützen. Jahrhunderte später, im Jahr 777, vermachte der lombardische Herrscher Toto von Campione das Gebiet dem Kloster Sant’Ambrogio in Mailand. Diese Schenkung legte den Grundstein für die besondere Stellung des Ortes.
Künstlerische Blütezeit
Zwischen dem 12. und 14. Jh. erlangte Campione Ruhm durch seine talentierten Kunsthandwerker, die als Maestri Campionesi bekannt waren. Diese Meister ihres Fachs prägten die Architektur und Kunst Norditaliens maßgeblich. Als Dank des Papstes für die Teilname am "Heiligen Krieg", gingen im Jahr 1512 die umliegenden Gebiete von Tessin vom Bischof von Como an die Schweiz über. Einzig Campione blieb weiterhin unter der Kontrolle des Mailänder Klosters.
Politische Zugehörigkeit
Als das umliegende Tessin 1798 der Schweizerischen Eidgenossenschaft beitrat, entschieden sich die Bewohner von Campione, Teil der Lombardei zu bleiben, welche 1861 Teil des Königreichs Italien wurde. In den 1930er Jahren fügte der italienische Diktator Benito Mussolini den Zusatz "d’Italia" zum Ortsnamen hinzu, um die italienische Identität der Enklave hervorzuheben.